Pflück-Reifezeiten alter Apfelsorten

Wann sind welche alten Apfelsorten reif?

Reifezeiten können sehr unterschiedlich ausfallen, es kommt hierbei auf viele Faktoren an:

  • Anbaugebiet,
  • klimatische Bedingungen im betreffenden Jahr,
  • Veredlungsunterlage (man kann davon ausgehen, dass auf Büschen oder Spindeln gezogenes Obst schneller reif wird als das Hochstämmen wachsenden).

Die uns zur Verfügung stehende Fachliteratur sammelt Informationen über Streuobstsorten, die aus verschiedenen Jahren  und aus verschiedenen Anbaugebieten stammen. Solche Angaben über Reifezeiten bleiben immer im Ungefähren: „Sommerapfel“, „Herbstapfel“, „Winterapfel“…..

Zur Planung einer Streuobstwiese für eine wirtschaftliche gehören verlässliche Reifezeiten!

Beispielsweise kann es sich bei der Planung einer Anpflanzung von Obstbäumen für die Herstellung von Apfelsaft als günstig erweisen, dass man sich für Sorten entscheidet, die zu gleicher Zeit reif werden. So ist es gewährleistet, dass zu einem Erntezeitpunkt auch alle geernteten Sorten den bestmöglichen Geschmack aufweisen.

Eine wichtige Aufgabe: die Feststellung der relativen Reifezeiten für die wichtigsten alten Apfelsorten

Das geht nur an einem Ort, in einem Jahr und mit Bäumen, die alle eine ähnliche Unterlage aufweisen. Derartige Veröffentlichungen gibt es kaum.

Ergebnisse einer Untersuchung aus Gülzow (Mecklenburg)

Nachstehend eine sehr hilfreiche Reifetabelle aus der Untersuchung „Heutiger Wert alter Apfelsorten – erste Ergebnisse einer Sorten­sichtung in Gülzow“ von Dr. Friedrich Höhne, Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern.

Dort wurden in einem Jahr die verschiedenen Reifezeitpunkte aller dort wachsenden 50 Apfelsorten dokumentiert. Sie sind alle auf die gleiche Unterlage MM 106 veredelt.

Woche Aug 3 Aug 4 Sep 1 Sep 2 Sep 3  Sep 4 Okt 1 Okt 2 Okt 3 Okt 4
Müschens Rosenapfel x x
Uhlhorns Augustkalvill x x
Prinzenapfel x x
Gravensteiner x x
Doppelmelone x x
Biesterfelder Renette x x
Filippa x x
Gelber Richard x x
Fürst Blücher x x
Roter Jungfernapfel x x
James Grieve x x
Alkmene x x
Mecklenburger Prinz x x
Cludius Herbstapfel x x
Pommerscher Krummstiel x x
Seestermüher Zitronenap. x x
Graue Französ. Renette x x
Martens Sämling x x
Hartmann x x
Grahams Jubiläumsapfel x x
Nathusius Taubenapfel x x
Mecklenburger Kantapfel x x
Goldparmäne x x
Dülmener Rosenapfel x x
Märkischer Cox x x
Albrechtapfel x x
Cox Orange x x
Danziger Kantapfel x x
Jakob Lebel x x
Purpurroter Cousinot x x
McIntosh, Rogers x x
Baumanns Renette x x
Goldrenette von Blenheim x x
Coulons Renette x x
Küstenboskoop x x
Kaiser Wilhelm x x
Riesenboiken x x
Boskoop x x
Winterrambur x x
Ingrid Marie x x
Roter Jonathan x x
Finkenwerder Prinz x x
Doberaner Renette x x
Kasseler Renette x x
Auralia x x
Kanada Renette x x
Ananasrenette x x
Zuccalmaglio x x
Champagner Renette x x
Weißer Winterglockenapf. x x
Undine x x
Welschisner x x
Ontario x x

vgl. http://pomologen-verein.de/fileadmin/user_upload/Landesgruppen/Wert_alter_Apfelsorten.pdf

Für uns wichtig sind nicht die absoluten Reifezeiten der Sorten: diese beziehen sich nämlich auf das relativ warme und maritime Klima in Mecklenburg.

Viel mehr von Bedeutung ist die Abfolge der Reifezeiten bei den verschiedenen Sorten. Aus der Tabelle wird beispielsweise ersichtlich, dass z.B. die Sorten Boskoop, Winterrambour, Ingrid Marie, Finkenwerder Prinz und Doberaner Renette zur gleichen Zeit reif werden.

Das BSOWV-Projekt „Relative Reifezeiten“

Der Bergische Streuobstwiesenverein hat 2016 das Forschungsprojekt „Relative Reifezeiten“ initiiert und den bekannten Pomologen Hans Joachim Bannier beauftragt, die Reifezeiten der wichtigsten in seinem Sortengarten wachsenden Apfelsorten eindeutig zu bestimmen und in einer Tabelle, ähnlich der oben gezeigten, zu dokumentieren. Dabei dürften gesicherte Informationen über die mehr als 200 Streuobst-Apfelsorten zustande kommen.

Die Ergebnisse werden ab 2017 auf der BSOWV-Internetseite veröffentlicht.