Täler im Bergischen Land: keine guten Lagen für Streuobstwiesen

Das raueste Klima im Bergischen ist nicht etwa auf den Höhenzügen zu finden, sondern in den engen und feuchten Tälern, in denen sich bei klarem Wetter durch Verdunstung schnell Frost bildet und nicht entweichen kann. Im Herbst gefährlich für die späten Sorten wie Bohnapfel und Boskoop, im Frühjahr der größte Feind der Apfelblüte.

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Kalter Frühherbst im Eschbachtal zwischen Remscheid und Wermelskirchen

Planung von Streuobstwiesen zur wirtschaftlichen Nutzung

Möglichkeiten der wirtschaftlichen Nutzung bei Äpfeln

  • Apfelsaft,
  • Apfelwein,
  • Apfelbrand
  • Tafelobst (bei gut gewachsenen Früchten)

Auswahlkriterien für die Apfelsorten

  1. Geringer Vorerntefruchtfall,
  2. windfest,
  3. möglichst keine folgernde Reife, daher entfällt mehrmaliges Durchpflücken,
  4. möglichst einheitlicher Erntezeitpunkt aller Sorten auf einer Wiese, dadurch die Möglichkeit des einmaligen Aberntens einer Wiese innerhalb von 1-3 Tagen,
  5. robust, sollen auch in den feuchten Höhenlagen des Bergischen Landes wachsen,
  6. guter Geschmack mit sortentypischen Aroma,

Erntezeitpunkt Ende September/Anfang Oktober: Wiese 1

  • 15 Kaiser Wilhelm,
  • 15 Prinz Albrecht,
  • 15 Berner Rose,
  • 15 Alkmene.
  • 2 Wildapfel- und 2 Zierapfelbäume zur besseren Befruchtung.

Erntezeitpunkt Ende Oktober/Anfang November: Wiese 2

  • 15 Boskoop,
  • 15 Kardinal Bea,
  • 15 Zuccamagliorenette,
  • 15 Roter Winterkalvill
  • 2 Wildapfel- und 2 Zierapfelbäume zur besseren Befruchtung.

Erntetechnik

  • Tag 1: Reinigung der Wiese vom Vorerntefruchtfall,
  • Tage 2 und 3: Platzierung von Containern auf der Wiese, Abernten durch Baumrüttler und geliehener Erntemaschine (schafft bis zu 8 to/Tag). Abtransport der Container in die Mosterei oder zum Einmaischen (Lohnbrennerei).

Vier alte Apfelsorten im Vergleich: robust, vital – aber auch wohlschmeckend?

Hier stellen wir 4 wohlschmeckende Apfelsorten vor, die

  • im rauen Bergischen Klima besonders gut gedeihen,
  • widerstandsfähig gegenüber Krankheiten sind
  • und sich durch sichere Ernten auszeichnen.

Dieser vier Apfelsorten erfreuen durch ihre Unkompliziertheit jedes Jahr aufs Neue.

  • Alkmene,
  • Prinz Albrecht,
  • Sommer-Parmäne und
  • Kardinal Bea

Lassen Sie uns die Sorten näher vorstellen:

Alkmene

Der Alkmene-Hochstamm ist eher gedrungen und benötigt weniger Platz. Kreuzung aus „Cox-Orange“ und „Geheimrat Oldenburg“. Es gibt viele Kreuzungen mit der Sorte „Cox-Orange“, die sich alle durch ihren besonderen Wohlgeschmack auszeichnen, und Alkmene ist die am wenigsten krankheitsanfällige von allen. Durch die Tendenz zur reichen Ernte kann der Baum schnell vergreisen; häufiger Verjüngungsschnitt und regelmäßige Düngung, besonders nach der Ernte, sind daher von Vorteil.

Aroma und geschmackliche Qualität

Geschmack nach Orangenblüten, Rosen- und Muskat. Süße und Säure nicht sehr ausgeprägt, Aroma Süße nur bei Exemplaren, die außen am Baum wachsen und viel Licht abbekommen (offene Kronen!). Die Qualität bestimmt sich weitgehend durch das Aroma und nicht durch die Süße.

Ernte

Alkmene reift folgernd; zwischen September und Oktober kann laufend geerntet werden. Kein vorzeitiger Fruchtfall vor der Reife. Lagerfähig.

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Ein Ostergruß:
Alkmeneäpfel, im September des letzten Jahres geerntet. Sie sind etwas geschrumpelt, weisen aber sonst keinerlei Anzeichen von Gewebeveränderungen auf. Sie lagen 6 Monate draußen im Freien und haben sogar leichten Frost überstanden. Machen Sie das einmal mit Äpfeln aus dem Supermarkt!

Sommer-Parmäne

Grahams Jubiläumsapfel

Bekannt seit dem 16. Jahrhundert. Ob es sich um eine Kreuzung oder Mutation einer anderen Sorte handelt, ist der Fachliteratur nicht zu entnehmen. Die Sorte zeichnet sich durch große Unempfindlichkeit gegenüber nasskaltem Klima aus; Höhenlagen werden bevorzugt. Frühe und reichliche Ernte.

Geschmack und Aroma

Geruch edel parfümiert, wein- und erdbeerartig; Nussaroma; gutes Süß-Säureverhaltnis; insgesamt hervorragender Geschmack.

Ernte

Ab Mitte September, anfällig für vorzeitigen Fruchtfall. Mehrmaliges Durchpflücken ist ratsam.

Kardinal Bea

Die Sorte wurde 1930 in der Gegend von Esslingen in Baden-Württemberg entdeckt. Ausgeprägt ist die Unempfindlichkeit und Robustheit dieser Sorte. Auch in klimatisch ungünstigen Lagen bleibt er frei von Krankheiten und erfreut durch sichere Ernten mit großen, prachtvoll rot-bläulich gefärbten Früchten.

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Aroma und Geschmack

Aroma leicht rosenartig; Geschmack süßlich mit wenig Säure und mit fortgeschrittener Reife leicht lakritzartig. Konsistenz knackig, fest.

Ernte

Anfang bis Mitte Oktober. Die Äpfel bleiben bis zur Reife fest am Baum. Die Sorte reift nicht folgernd, alle Äpfel sind zum gleichen Zeitpunkt reif. Sehr gute Frucht zum Brennen.

Prinz Abrecht von Preussen

1865 aus einem Sämling der Sorte „Kaiser Alexander“ gezogen. Das hervorstechende Merkmal dieser Sorte ist die Unempfindlichkeit und dieTendenz zur reichlichen Ernte. Unter den so genannten „Massenträgern“ ist er die wohlschmeckendste Sorte.

Aroma

Leicht rosenartig; guter, aber nicht sehr ausgeprägter Geschmack, fruchtig-süß-säuerlich; Konsistenz: saftig, im Vollreifestadium etwas mürbe, bekommt dann einen recht interessanten bananenartigen Beigeschmack.

Neigt zum Vorerntefurchtfall. Es bleiben bis zur Reifezeit aber immer noch so viele Früchte am Baum, dass eine gute Ernte garantiert ist. Beliebte Frucht für die Apfelweinproduktion.

Fazit

Alle vierbesprochenen Sorten zeichnen sich durch Unempfindlichkeit,  reichlichen Ernten und geschmackliche Qualitäten aus.

Suchen Sie besonders wohlschmeckende Äpfel zum Sofortverzehr, und die Sie auch noch einige Zeit lagern können? Dann sind Sie mit den Sorten „Alkmene“ und „Sommer-Parmäne“ auf der sicheren Seite.

Die Sorten „Kardinal Bea“ und „Prinz Albrecht“ schmecken zwar gut, reichen in dieser Hinsicht aber nicht an die beiden anderen heran. Dafür können die Bäume aber zu einem Zeitpunkt komplett abgeerntet werden und eignen sich deshalb besonders als sogenannte „Wirtschaftsfrucht“ zur Saft-, Wein- und Obstbrandherstellung.

 

 

Beeren, Pflaumen, Äpfel: Selbstversorgung durch abgestimmte Erntezeiten

Stressfrei gärtnern

Erdbeeren, rote Johannisbeeren und Kirschen sind wirklich gut schmeckende Früchte. Mit deren Anbau lassen sich allerdings nur schwerlich gute Erfahrungen machen. Die Vögel ernten meist schneller, und ich habe absolut keine Lust, meinen ganzen Garten mit Netzen zu schützen (nutzt eh nix, die Vögel finden immer einen Eingang). Das hier vorgestellte Obst wird von den tierischen Räubern kaum beachtet, da diese hauptsächlich auf die Farbe „rot“ anspringen. Rote Äpfel werden von den Plagegeistern weitgehend verschont, da zu ihrem Reifezeitpunkt so viele andere Wildbeeren wachsen.

Den ganzen Sommer und Herbst Obst aus dem eignen Garten? So schwer ist das gar nicht zu erreichen. Sie sollten sich Pflanzen jeweils als Büsche besorgen, also keine Beerenhochstämme bzw. Stein- und Kernobsthalb- oder -hochstämme. Die Reifezeit der einzelnen Sorten ist aufeinander abgestimmt. Durch Standort- bzw. Wettereinflüsse kann es hierbei allerdings zu Abweichungen kommen. Rechnen Sie mit einem Platzbedarf von rund 180 qm.

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Sortenauswahl

Alle verschiedenen Obstpflanzen wurden im Versuchsgarten in Remscheid-Reinshagen getestet. Sie sind geschmacklich hervorragend, robust gegenüber Klimaeinflüssen, Krankheiten und Schädlingen und weisen (mit Ausnahme der Goldparmäne) kaum Vorerntefruchtfall auf, bleiben also bis zur Ernte am Baum/Strauch und sind nicht windempfindlich.

Befruchtung der Obstpflanzen

Die Sortenauswahl wurde auf eine optimale gegenseitige Befruchtungsfähigkeit abgestimmt. Johannisbeeren sind selbstbefruchtend. Aber die Ernte kann durch die zusätzliche Befruchtung mit anderen Sorten noch erhöht werden. Mirabellen, Reneklauden und Pflaumen befruchten sich gegenseitig. Äpfel benötigen andere Befruchtersorten. Die Goldparmäne ist ein guter Befruchter für die anderen Sorten und sollte deshalb nicht fehlen.

Birnen, Kirschen, Pflaumen, Äpfel: die offizielle Vorschlagsliste alter Obstsorten in NRW

1995 gründete sich der so genannte „Koordinierungsausschuss Obstwiesenschutz in NRW“. Mitglieder sind Naturschutz- und Fachverbände, Baumschulverbände, Obstwiesenvereine sowie Fachbehörden einschließlich dem Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (MKULNV).

Aufgaben und Ziele des Koordinierungsausschusses

Die Hauptaufgaben des Korrdinierungsausschusses liegen

  • in der Abstimmung ihrer Aktivitäten für Obstwiesen
  • und im gemeinsamen Einsatz für die Erhaltung von Obstwiesen in Nordrhein-Westfalen.
  • Ein wichtiges Ziel ist die gezielte Förderung von alten und die Begründung neuer Obstwiesen nach den früher üblichen Anbaumethoden.

Empfehlungsliste für hochstämmige Streuobstwiesen unter Mitwirkung von Hartmut Brückner

Der Koordinierungsausschuss Obstwiesenschutz empfiehlt folgende Obstsorten für hochstämmige Streuobstwiesen. Die Empfehlungen basieren auf Praxiserfahrungen im Streuobst, und Hartmut Brückner, Vorsitzender des Bergischen Streuobstwiesenvereins, hat an ihrer Erstellung mitgewirkt. Im Einzelfall können auch durchaus andere, robuste Sorten auf Hochstamm gepflanzt werden. Die Erfahrungswerte sind auch auf Halbstämme für Streuobst übertragbar.

Download der Sortenliste

nrw-sortenliste